Als selbständige Frau in MINT-Berufen und Online-Business als Architektin

Der familienleichte Podcast: 071 – mit Kristin Engel

Kristin ist Architektin und Interieur Designerin, hat 2 Kinder und baut ihre Online-Kanäle und Online-Produkte aus. Kristin hat u.a. mit mehreren Kolleginnen das Netzwerk „Frau liebt Bau“ gegründet, da ihr die besondere Situation von Frauen in den Branchen besonders am Herzen liegt.
In dieser Episode sprechen Kristin Engel und ich über selbständige Frauen in MINT-Berufen, gleichberechtigte Elternschaft und Mental-Load- und Versorgungsaufteilung.

Kristin findest du unter https://www.studiokristinengel.de/

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Blogbeitrag der Folge:

Folge mit Kristin Engel – Thema: Als selbständige Frau in MINT-Berufen

Themen des Interviews:

  • Kristins Veränderungsprozess, der sie in die Selbständigkeit führte

Als Frau in einer Männerdomäne und dessen Auswirkungen auf ihren beruflichen Aufstieg

Rollenverteilung der Eltern und Akzeptanz in der Gesellschaft

Der Rückfall in alte Rollenbilder durch Corona

Kristins großes Mutternetzwerk für Frauen in Männerdomänen

Organisation des Alltags als Familie und Abgrenzung nach außen

Rollenbilder und Vorurteile

Kristins Weg vom Bau zur Online-Unternehmerin

Raus aus der Komfortzone oder die Entscheidung, das komplette Angebot auf Englisch zu verändern

Kristin ist freiberufliche Architektin und Interior Designerin und hat zwei Kinder im Alter von 5 und 3 Jahren. Nach einigen Jahren im Angestelltenverhältnis ist sie seit 2013 selbständig und seit zwei Jahren auch online selbständig. Die Entscheidung zur Selbständigkeit ging nicht mit den Kindern einher, sondern mit ihrer Unzufriedenheit im Angestelltenverhältnis und einem Burnout. Diese abrupte Veränderung hat sie noch keine Sekunde bereut.

Kristins Veränderungsprozess, der sie in die Selbständigkeit führte

Kristin wollte bereits im Alter von 14 Jahren Architektin werden und sah sich damals noch als freier, kreativer Geist anstatt in einem Angestelltenverhältnis. Die Zeit an der Uni lenkt oft jedoch unwillkürlich durch eine Mühle der Unterwürfigkeit in eben dieses. Als Frau in einer Männerdomäne wird man immer ein bisschen klein gehalten, lernt jedoch auch nicht, sich aus der Situation herauszumanövrieren, da man es so vorgelebt bekommt. Ungerechtigkeit im Job, fehlende Wertschätzung, das Gefühl, sie wird nicht richtig ernst genommen und kann in der Konstellation nicht das leisten, was sie leisten wollte, führten bei Kristin zu einer immer stärker werdenden Unzufriedenheit.

Kristins Erlebnis als Frau in einer Männerdomäne und dessen Auswirkungen auf ihren beruflichen Aufstieg

Erst während ihres Studiums in München wurde Kristin erstmals mit der Geschlechterrolle und der damit zusammenhängenden Ungerechtigkeit konfrontiert. Sie selbst ist im Osten aufgewachsen, ihre Mutter war immer berufstätig und die Kinder waren in Betreuung. Dies war damals für sie immer selbstverständlich und für Kristin gab es zu dieser Zeit keine Geschlechterungleichheiten in diesem Sinne. Erst im Studium in München fiel ihr der Kontrast des Umgangs damit zwischen den ostdeutschen und westdeutschen Bundesländern auf und ihr wurde bewusst, dass sie eine andere Kraft aufwenden muss, um vorwärts zu kommen.

Sie findet es schlimm, wenn Frauen sagen, sowas wie die Frauenquote sei nicht notwendig.

Rollenverteilung der Eltern und Akzeptanz in der Gesellschaft

Als Frau ist es ein ganz anderer Kraftakt, in Führungspositionen zu kommen, weil es ein Stück weit systematisch untergraben wird. Dabei spielt die Tätigkeit nicht so sehr eine Rolle, sondern eher die Position, da damit gerechnet wird, dass eine Frau irgendwann Kinder bekommen und dann ausfallen wird. Männer werden zwar auch zu Vätern, doch damit wird anders umgegangen. Durch Kristins Selbständigkeit nimmt ihr Mann die Krankheitstage der Kinder, was die Menschen oftmals stutzen lässt. Einerseits gibt es für Männer für die normalsten väterlichen Aufgaben Applaus, doch auf der anderen Seite werden sie für andere Dinge nicht akzeptiert. Männer werden oft als Alleinverdiener gesehen, und sollten auch hier in ihrer Verantwortung dafür entlastet werden, denn viele würden sich sicherlich auch wünschen, einen Teil ihrer Verantwortung abgeben zu können.

Der Rückfall in alte Rollenbilder durch Corona

Dies ist der momentanen Situation geschuldet und darf ein temporärer Zustand sein. Flexibilität ist wichtig, sodass man schnell ins Neue gehen kann, anstatt dauerhaft in alte Muster – Frau an den Herd, Mann Alleinverdiener – zu fallen. Viele sehnen sich nach einer neuen Gesellschaftswelt und wirken aktiv mit.

Kristins großes Mutternetzwerk für Frauen in Männerdomänen

Kristin hat mit anderen Kolleginnen ein großes Mütternetzwerk gegründet, das aus einer Müttercommunity hervorgegangen ist. Das Anliegen dieses Netzwerkes ist es, die Themen anzusprechen, die Frauen, die in Männerdomänen wirken, beschäftigen. Hier finden diese Frauen Unterstützung und Verständnis und fühlen sich als Frau nicht mehr so alleine. Kristin möchte auch über die Rolle der Frau in den MINT-Fächern sensibilisieren und aufklären und auch junge Frauen und Mädchen ansprechen, da es ist nicht einfach ist, sich als Frau in unserer Gesellschaft für einen von Männern dominierten Beruf zu entscheiden.

Organisation des Alltags als Familie und Abgrenzung nach außen

Kristins Mann arbeitet im Schichtsystem, was ihr erlaubt, Termine gut durch Zeitfenster zu organisieren. Wenn es knapp werden könnte, dann schaut sie, dass es mit dem Terminkalender ihres Mannes vereinbar ist. Wichtig ist, dass es mit der Familie funktioniert und alles andere kommt dahinter. Ein Lernfeld war hier die Kommunikation nach außen und die klare Abgrenzung. Selbständig zu sein bringt nicht nur eine große Freiheit, sondern gleichzeitig auch eine gewisse Verantwortung, die Familie zu schützen und sich abzugrenzen. Kristin sieht die Arbeit und die Familie als Gesamtpaket und trat auch schon mit Schwangerschaftsbauch oder mit Baby oder Kind vor Kunden, wenn es nicht anders ging. Sie lebt hier die Veränderung, die sie sich wünscht, auch wenn es ab und zu unbequem wird.

Rollenbilder und Vorurteile

Kristin wünscht sich die Selbstverständlichkeit, dass Kinder ihren Platz haben und in der Gesellschaft vollwertig anerkannt werden, anstatt als lästiges Anhängsel gesehen zu werden, das versteckt werden muss. Eltern haben jedoch oft Angst, unprofessionell zu wirken, wenn die Kinder im Hintergrund sichtbar werden. Stattdessen sollte anerkannt werden, dass Elternsein und Professionalität gleichzeitig existieren und alles wie ein bunter Topf ist, der tatsächlich funktioniert.

Menschen sind viel zu schnell im Verurteilen. Leben und leben lassen und gleichzeitig mutig sein und anderes ausprobieren. Wir sollten auch Experimente zulassen und nicht zu viel Angst haben vor dem Scheitern oder vor dem, was andere über uns denken.

Selbst bestimmen und selbst gestalten bedeutet, tagtäglich eigene Entscheidungen zu treffen, immer wieder neu auszuloten und mit sich selbst ins Gericht zu gehen. Man kann es auch nicht allen recht machen. Wichtig ist die Kommunikation mit dem Kind und dass Kinder vermittelt bekommen, dass man grundsätzlich da sein kann und dass sie wissen, dass sie auf der Prioritätenliste ganz oben angesiedelt sind. Und wenn Kinder bedürfnisgenährt sind, ist es nicht so schlimm, wenn es mal nicht geht.

Kristins Weg vom Bau zur Online-Unternehmerin

Während ihres Burnouts startete sie mit einem Blog, startete ein halbes Jahr später mit der Selbständigkeit und erarbeite in 1:1-Arbeit Grundrisse. Sie erstellte Entwürfe und schickte diese als Mappe ihren Kunden zu. Erst vor zwei Jahren ging sie zu Onlinekursen über, die ihr unheimlich viel Spaß machen und in denen sie schöne Beziehungen zu den Teilnehmern aufbauen kann. Ihre Art der Arbeit ermöglicht ihr einen Blick in die Seele der Kunden, denn es geht um etwas sehr Intimes, nämlich darum, den wichtigsten Ort der Kunden zu gestalten. Die Arbeit funktioniert online genauso wie offline: Sie braucht ihre Rolle und einen Stift und zusätzlich nur Kamera und Zoom. Dies erzeugt wahnsinnige Ergebnisse und macht die Leute glücklich. Außerdem entstehen ganz neue Möglichkeiten und Zeiteinsparungen.

Raus aus der Komfortzone – oder die Entscheidung, das komplette Angebot auf Englisch zu verändern

Durch eine internationale Community und immer mehr Nachfragen aus dieser nach englischen Angeboten, entschloss sich Kristin vor einigen Monaten, ihr Angebot komplett auf Englisch umzustellen. Auch wenn sie Angst hatte und sich bis dahin bestehende Kunden abwendeten, war dieser Schritt sehr bereichernd. Sie hat sich aus ihrer Komfortzone der deutschen Sprache herausgetraut und gewinnt dadurch nun neue Möglichkeiten und Erfahrungen. Die englische Sprache macht Themen außerdem viel zugänglicher und verständlicher und verringert die Expertensprachbarriere.

Kristin findet man unter frauliebtbau.de, studiokristinengel.de oder studiokristinengel.com.

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