Was ist der Roses Revolution Day?
Jährlich am 25.November ist der Roses Revolution Day, der globale Tag gegen Gewalt in der Geburtshilfe.
Die Geburt Deines Kindes war unachtsam? Die Geburtshelfer haben Dich nicht so behandelt, wie Du es Dir gewünscht hättest?
Du hattest keine selbstbestimmte, gerechte Geburt?
Dann mach mit: Lege eine rosafarbene Rose vor die Kreißsaaltür, hinter der Dir Gewalt angetan wurde.
Wenn Du magst, schreibe einige erklärende Zeilen in einem Brief dazu.
Dokumentiere/Fotografiere Deine niedergelegte Rose anschließend und poste es mit dem Hashtag #rosrev z.B. bei facebook oder twitter.
(Text von der Website der Initiatoren www.gerechte-geburt.de, dort bekommst du auch weitere Informationen, Flyer und das Roses Revolution Briefpapier)
Wenn wir hören, „Gewalt in der Geburtshilfe“, zucken die meisten erstmal zusammen. Es klingt nicht recht vorstellbar. Ein Tabu. Weil „Gewalt“ ein hartes Wort ist, dem gerne ausgewichen wird. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
Oftmals wird auch beschwichtigt: „nun sei doch nicht so hart“, „es wird nicht so schlimm gewesen sein“, „es war wahrscheinlich notwendig“, „sei froh, dass Ihr beide gesund seid!“, „dafür hast Du ein gesundes Kind“, „eine Geburt ist nunmal kein Spaziergang“,“die Ärzte wissen schon, was sie tun“.
Die Frauen selbst beschwichtigen irgendwann, weil sie sich nicht gesehen und nicht gehört fühlen. Weil es sich irgendwann falsch anfühlt, ein Empfinden offensichtlich als Einzige zu haben – obwohl tief innen drin dieses merkwürdige Gefühl bleibt. Teilweise über Jahrzehnte.
Wenn eine vaginale Untersuchung ohne Ankündigung und Vorstellung stattfindet – dann ist das Gewalt
An intimen Stellen berührt zu werden, ohne Nachfrage und absolute Notwendigkeit ist Gewalt.
Wenn der Arzt sich kommentarlos auf den Bauch der Schwangeren wirft – dann ist das Gewalt
Die Androhung medizinischer Komplikationen wie eine sichere Größe zur Beschleunigung des Geburtsprozesses ist Gewalt.
Auf der Facebook-Seite Rosen Revolution ist soviel zu lesen, was mich unsagbar traurig macht. Oder dieses hier – und zu hören und zu lesen, dass das eine sehr gängige Praxis ist: Noch eine Operation – alles Routine
Ich selbst habe zwei Hausgeburten und einen primären Kaiserschnitt (über den ich also nach langem Überlegen aufgrund der Umstände selbst entschieden habe) gehabt. Obwohl ein Kaiserschnitt eine große Operation ist, sich die äußere Narbe entzündet hatte und ich mit der Inneren über zwei Jahre hinweg große Probleme hatte, habe ich doch vor allem oder eigentlich nur einen Moment als Gewalt, als wirklich schlimm empfunden: als die Spinalanästhesie gesetzt war und noch nicht wirklich wirkte, mir eiskalt wurde, ich im OP-Hemdchen auf der Liege halb auf dem Flur lag und nicht wußte, wie es weitergehen würde, wann die Betäubung wirken würde, ob dieses eiskalte, aber nicht taube Gefühl normal ist, wie lange das alles dauert, wann jemand kommt. Ich fühlte mich schutzlos und ausgeliefert, und das lag vor allem daran, dass ich alleine war und niemand mit mir kommunizierte, was weiter geschieht und was los ist. Dann wurde ich in den OP geschoben, nochmal aufgesetzt, ich zitterte und ohne weitere Worte und Ankündigung wurde noch eine weitere äußerst schmerzhafte Spritze ins Rückenmark gesetzt und ich erschrak.
Als schlimm empfand ich nicht den Kaiserschnitt als Solchen – denn auf diesen war ich vorbereitet. Aber die Dinge, auf die ich nicht vorbereitet war, in denen ich mich so fremdbestimmt fühlte, und das in dieser extrem sensiblen, extrem offenen Ausnahmesituation der Geburt, das war schlimm für mich.
Auch bei meinen Kindern merke ich den Unterschied, bzw. mittlerweile, nach doch einigen Jahren, schon seit einer Weile nicht mehr. Aber meine hausgeborenen Kinder haben von Anfang an so ein klares Urvertrauen, so ein Vertrauen in das Gehalten und Aufgefangen werden, wie es meine große Tochter zunächst lange nicht hatte. Das Auf-der-Hut-sein mußten wir erst lange miteinander bearbeiten. Inzwischen ist das gelungen, aber es war ein langer Weg. Wie Michel Odent sagt, es ist eben nicht egal, wie wir geboren werden. Ich habe mich heute mit meinen Freundinnen und Kolleginnen hier darüber unterhalten, dass alleine der Begriff der „Ent-Bindung“ für den Vorgang des Geboren werdens ziemlich vielsagend und ziemlich brutal ist.
Ich glaube, dass wir zu oft Angst vor der Verwendung des Begriffs „Gewalt“ haben.
Wikipedia sagt hierzu:
„Als Gewalt (von althochdeutsch waltan „stark sein, beherrschen“) werden Handlungen, Vorgänge und soziale Zusammenhänge bezeichnet, in denen oder durch die auf Menschen, Tiere oder Gegenstände beeinflussend, verändernd oder schädigend eingewirkt wird. Gemeint ist das Vermögen zur Durchführung einer Handlung, die den inneren oder wesentlichen Kern einer Angelegenheit oder Struktur (be)trifft. (…)“
Das ist eigentlich mindestens immer dann der Fall, wenn wir sehr verletzlich sind, sehr offen, schwach oder auf andere angewiesen sind. Wenn wir keinen Einfluß haben und nicht gefragt werden. Egal, wie alt wir sind….. Und erst recht in einer seltenen Grenzerfahrung wie einer Geburt.
Wo dann im Einzelnen Grenzen überschritten werden, entscheidet die Betroffene selbst. Sind nämlich ihre Grenzen, nicht die des Arztes oder der Hebamme oder von irgendjemandem sonst.
Und darum ist es wichtig, Gewalt auch als solche zu bezeichnen. Damit dieses wabernde Gefühl, das etwas nicht in Ordnung ist, einen Namen bekommt und bearbeitet werden kann – und Betroffene nicht durch das Herunterspielen und Nichtbenennen zum zweiten Mal Gewalt erfahren.
Bei Nora Imlau gibt es eine Blogparade zum Thema: Blogparade #rosesrev
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[…] Gewalt in der Geburtshilfe – Ein Beitrag von Lena von familienleicht.de […]