Wie du eine spitze Nische findest – und was du tun kannst, wenn du das gar nicht möchtest

„Finde deine Nische!“

 

„Du brauchst unbedingt eine Nische!“

 

„Je enger, desto besser!“

 

„Breiter werden kannst du dann immer noch!“

 

Sätze wie diese hast du bestimmt schon mal gehört oder gelesen, wenn du dich mit Online-Marketing oder dem Thema Online-Business beschäftigst, sie schallen dir von nahezu überall entgegen.

 

Sie sind auch sinnvoll und für manche hilfreich – andere wiederum sind davon wie paralysiert, und sei es auch „nur“, weil es sich anfühlt wie eine Festlegung „für immer“.

 

In diesem Artikel schauen wir uns an, wie du eine klare Nische für dein Business findest – und was du alternativ tun kannst, wenn du dich damit überhaupt nicht wohl fühlst.

Wenn du lieber hörst statt zu lesen – hier das Blogaudio als Podcastfolge auf die Ohren:

Was ist eine Nische?

Mit einer Nische ist im Online-Business-Kontext ein sehr klar umgrenztes Themen- oder Tätigkeitsgebiet gemeint. Ein viel genutztes Beispiel sind Ärzt:innen. Einfach nur Ärzt:in zu sein, ist keine Nische. Herzchirurg:in, Kieferorthopädin:in oder Gastroenterolog:in hingegen sind Nischen innerhalb des großen Themenkomplexes „Ärzt:in”.

 

Ein weiteres Beispiel. Eine Dienstleisterin sagt: „Ich schreibe Texte”. Das ist keine Nische, weil maximal allgemein. „Ich schreibe Website-Texte für gastronomische Betriebe, die online sichtbar werden wollen” wäre viel spezifischer und damit nischiger.

Die Vorteile einer Nische

Sich mit seinem Business eine Nische zu suchen, hat viele Vorteile:

 

  1. Du hast weniger direkte Konkurrenz. Je nischiger du unterwegs bist, desto weniger andere Personen machen genau dasselbe wie du für genau die gleiche Zielgruppe.
  2. Die Abgrenzung von der erweiterten Konkurrenz fällt leichter. Ja, es gibt etliche Ärzte da draußen. Aber wo der eine sich mit Zähnen auskennt, bist Du vielleicht auf das menschliche Herz spezialisiert. Je nachdem, welches gesundheitliche Problem sie haben, bevorzugen viele Patient:innen unterschiedliche Spezialist:innen.
  3. Die Zielgruppenansprache ist einfacher. Jemand, der Zahnschmerzen hat, wird von ganz anderen Fragen und Sorgen wachgehalten als jemand, der ein Stechen in der Herzgegend spürt. Wenn du eine spitze Nische hast, kannst du deine Kund:innen konkreter ansprechen und da abholen, wo sie gerade stehen. Das betrifft deine Texte, aber auch dein Brand Design und sogar deine Angebote.
  4. Du kannst dir leichter einen Expertenstatus aufbauen. Wenn du all deine Zeit und Energie in ein bestimmtes Thema steckst, werden dich andere viel eher dafür wahrnehmen als wenn du jeden Tag über etwas anderes sprichst.

Wie findest du deine Nische?

Meistens wird die Nische entweder anhand des Themas oder der Zielgruppe definiert. Schauen wir uns das kurz näher an:

Die richtige Nische finden über das Thema

Sehr wahrscheinlich begleiten dich verschiedene Themen und Fähigkeiten durchs Leben. Es gibt Dinge, für die du dich überdurchschnittlich interessierst, die dir Freude bereiten oder dich sogar begeistern. Und es gibt Tätigkeiten, in denen du besser bist als andere. Idealerweise gibt es sogar eine Kombination bei dir: Etwas, das du richtig gut kannst und das dich gleichzeitig so glücklich macht, dass es dich total die Zeit vergessen lässt.

 

Überleg Dir, was das für Dinge und Fähigkeiten sein könnten:

 

  • Was hast du gelernt?
  • Was macht dir Spaß?
  • Welche Themen begeistern dich?
  • Wobei bitten Freund:innen und Familie dich um Hilfe?

 

Du kannst alles aufschreiben, was dir einfällt. Hinterher schaust du: Für welche Punkte auf deiner Liste würde da draußen jemand Geld bezahlen? Wenn du unsicher bist, googele mal, ob es schon Angebote in der Richtung gibt. Falls ja, existiert in der Regel auch ein Markt dafür.

 

Das Thema, das dich begeistert, bei dem du mehr weißt oder kannst als andere und für das andere bereit sind, Geld auszugeben, ist deine Nische.

Eine profitable Nische finden über die Zielgruppe

Bei diesem Ansatz schaust du weniger darauf, was du kannst und magst und vielmehr, für wen deine Angebote eigentlich sein sollen:

 

  • Was zeichnet deine Wunschkund:innen aus?
  • Welche Probleme und Sorgen haben sie?
  • Wovon träumen sie?
  • Was hält sie davon ab, ihre Wünsche zu erfüllen?

 

Wenn du möchtest, kannst du Zielgruppe und Thema auch kombinieren. Zum Beispiel, wenn du Instagram-Marketing für Mütter mit Business machen willst. Oder Orthopäde für sportbegeisterte Jugendliche.

Und was ist, wenn du dich von einer Nische eingeengt fühlst?

Tja, da liegt der Hase im Pfeffer. Oft wird gepredigt: „Positioniere dich als Experte, du gehst ja auch nicht für eine Herz-OP zum Hausarzt.“ Stimmt. Nur: Nicht jeder will ein verdammter (sorry :)) Herzchirurg sein und den ganzen Tag auf offene Herzen schauen.

 

Es gibt Menschen, für die ist das ideal – es gibt aber auch Menschen, die wollen lieber Hausarzt sein und sich mit vielen verschiedenen Themenbereichen beschäftigen. Und das ist okay!

 

Ja, du wirst gegebenenfalls schneller bekannt mit enger Nische, als absolute Spezialistin für ein Thema positioniert. Wenn du dann aber später mal etwas völlig anderes machen willst, wirft das zumindest Fragen auf und teilweise verlierst du auch deine bisherigen Follower:innen. Hast du dich beispielsweise bisher als tiefgehende Instagram-Expertin positioniert und beschäftigst dich jetzt mit Finanzen für Familien, dann wird es möglicherweise eine Schnittmenge geben – aber eben nicht unbedingt und vielleicht ist sie nicht sonderlich groß. Du fängst also nochmal klein an. Das ist ja auch gar nicht schlimm – wie gesagt, fein für alle, für die es passt; aber andere engt es eben wiederum ein.

 

Wenn du per se eine vielseitig interessierte Person („multipassionate”) bist, fühlst du dich vielleicht wie „beschnitten” in deinem Ausdruck und deinem Tun, wenn du eine enge Nische wählen sollst. Ich erlebe oft Kund:innen, die das sehr unglücklich macht, weil sie denken, sie MÜSSEN sich auf eine Nische festlegen. Für diesen Personenkreis ist eine Art gemeinsames Dach oft der sehr viel sinnvollere Ansatz.

 

Auch die sogenannten „Scanner-Persönlichkeiten“ tun sich mit einer Nische schwer – sie langweilt ein Thema schnell, wenn sie ein bisschen eingetaucht sind. Für sie ist dann „abgearbeitet” und abgeschlossen, es erfüllt sie nicht mehr mit Freude.

 

Irgendwie ist dieses In-Schubladen-Packen ja auch ein Muster aus Schule und Erziehung. „Du kannst nur dieses oder jenes sein oder machen, beides geht nicht.“ Dabei ist ja nun gerade das Wundervolle an einer (Online-)Selbständigkeit, sich sozusagen den eigenen Beruf „backen“ zu können, in dem deine Fähigkeiten und Expertisen zusammenfließen und verbunden werden dürfen. Wo du mehr als eine Nische bedienen darfst, wenn du magst.

So kannst du auf eine spitze Nische pfeifen

Mal abgesehen davon, dass auch eine Umpositionierung nach ein, zwei oder drei Jahren nicht fürchterlich dramatisch ist (done this, been there – irgendwann war „Dein Baby tragen“ auch mit allem Interpretationsspielraum nicht mehr zu halten), habe ich hier zwei Lösungsansätze für dich:

 

  1. Gestalte dein Branding auf dich als Person (statt einem Unternehmens- bzw. Tätigkeitsbranding) und deine Sicht auf die Welt, deine Erfahrungen mit einem Thema oder Themenbereich. Denn du prägst sowieso alles, was du machst mit deinem Charakter und deiner Sichtweise – und dann kann das auch dein Alleinstellungsmerkmal, dein USP (Unique Selling Point) sein.
  2. Der alles vereinende Punkt kann auch deine Message sein, bei mir zum Beispiel einige Werte und deren Umsetzung: Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit, Gleichwürdigkeit, Unabhängigkeit, Bedürfnis- und Bindungsorientierung ohne Alterseinschränkung.

 

Grundsätzlich können diese Möglichkeiten auch zusammenspielen.

 

Für mich sind zum Beispiel Selbstbestimmung, Gleichwürdigkeit und Orientierung an den Bedürfnissen für alle Beteiligten schon immer der Nordstern, unter dem alles steht, was ich tue – ob beruflich oder in meinem eigenen Leben, ob angestellte Führungskraft oder als Unternehmerin und Mutter. Das heißt nicht, dass ich keine Expertin bin. Ich habe in mehreren Bereichen tiefes, über Jahre und intensive Arbeit aufgebautes Expertenwissen. Meine Business-Expertise off- und online, mit Einzelunternehmer:innen, KMU und Großunternehmen, von den Big Four der internationalen Unternehmensberatung (wie als eine von Wenigen, die es dorthin „schaffen“) bis zum eigenen Unternehmen über 25 Jahre schafft etwas, das in einer kleinen Nische gar nicht möglich ist.

Meine Ausrichtung in diesem Bereich auf meine Werte geht Hand in Hand mit allem, was ich mir über altersunabhängiges selbstbestimmtes Lernen über Jahre angeeignet habe. (Ich mag hier den Begriff der „Mastery” – bei ca. 10.000 Stunden Beschäftigung mit einem Thema oder einer Tätigkeit erreicht man einfach eine gewisse „Meisterschaft”).

 

All das ermöglicht es mir, Wissen, Fähigkeiten und Werte zu vereinen. Das ist mein „roter Faden“ im Leben – und diese Fähigkeit zum Vereinen ist eine wiederum ganz eigene Expertise. Und es sorgt für meine Positionierung im Business.

 

Gerade weil ich thematisch so breit aufgestellt bin, kann ich das Big Picture sehen, den Überblick haben und Einzelteile zu etwas Größerem zusammenbringen. Nicht umsonst ist „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ eins meiner Lieblingszitate.

Spezialist:innen vs. Generalist:innen

Das Big Picture kann ich aus der Perspektive der Instagram-Expertin oder der Herzchirurgin zum Beispiel nicht haben. Als Herzchirurgin bekomme ich beispielsweise die Muskulatur im linken Fuß gar nicht zu Gesicht. Zusammenhänge kann ich teilweise sehen – wie zum Beispiel, welches Symptom oder Ereignis den Herzinfarkt (oder was auch immer – ICH habe kein Spezialwissen als Herzchirurgin, but you get my point) gerade verursacht hat. Aber ich kann es eben nicht ganzheitlich betrachten.

 

Das heißt nicht, dass eines besser oder schlechter ist als das andere. Wenn man am Herzen operiert werden muss, ist man sehr froh, dass es Herzchirurgen gibt, auch wenn man selbst vielleicht keiner sein möchte oder kann. Die Herzchirurgin hat sich für eine wichtige Nische entschieden. Und so ist es in jedem Bereich des Lebens.

 

Besonders offline wird auch der monetäre Verdienst als Größe hergenommen. Das Denken, dass der „Spezialist“ in der Nische am meisten Geld verdient, kommt aus der „old economy“. Herzchirurg wird auch außerhalb von Begabung und Begeisterung nicht jeder – das Studium ist sehr lang und nach wie vor mit vielen Zugangshürden und Gatekeepern versehen. Somit läßt sich gar nicht für jeden herausfinden, ob dies vielleicht der geeignete Beruf ist.

 

In einer digitalen, komplexer werdenden und immer mehr „fragmentierten“ Welt kehrt sich das Ganze allerdings um – da braucht es eben auch jene, die den Überblick haben über ein Thema und lose Enden zusammenführen. Und dafür ist Wissen und Erfahrung in Breite UND Tiefe notwendig.

 

Eine solche Expertise ist eine besondere Qualität und es dauert lange, sie zu erwerben. Deswegen sind wir Universalisten oder Generalisten mit Tiefgang gerade online (aber auch generell) selten und teuer.

 

Dauerhaft erfolgreiche Unternehmner:innen, Visionäre, auch Menschen, die leitende Positionen in Unternehmen bekleiden, zeichnen sich meist genau dadurch aus, das Große Ganze sehen zu können. Offline – und das ist online nicht anders.

Fazit: Eine spitze Nische ist ein Kann, kein Muss

An und für sich ist eine Nische eine feine Sache: Sie hilft dir, dich klar zu positionieren, deine Zielgruppe optimal anzusprechen, dich von deiner Konkurrenz abzuheben und dich als Expertin zu positionieren. Für viele Selbstständige kann das Festlegen einer Nische ein wichtiger Meilenstein zu mehr Reichweite und Kund:innen sein.

 

Aber ganz so einfach ist die Welt dann eben doch nicht, denn es gibt auch Personen, die für starre Nischen nicht gemacht sind. Schlimm ist, wenn sie dann vor lauter Schreck gar nichts machen; nicht losgehen, weil sie Angst haben, etwas „falsch“ zu machen oder sich zu sehr festgelegt zu haben.

 

Auch ich fühlte mich zwischendurch eingeengt davon, mich vermeintlich entscheiden zu müssen. War ich nun Expertin für freies Lernen, für bedürfnisorientierte Elternschaft oder für Online-Business? Oder Offline-Unternehmensberaterin? Definierten mich meine Studiengänge, Aus- und Weiterbildungen? Oder meine Tätigkeit? Möp. Das bremste mich aus und ließ mich zeitweilig meine Kompetenzen und Erfahrung gar nicht richtig sehen.

 

Wenn es dir ähnlich geht, hilft es zum Beispiel, verstärkt auf deine Persönlichkeit und deine Werte zu setzen und deinen Überblick über verschiedene Themengebiete bewusst als Stärke zu begreifen. Wenn dir bewusst ist, dass Generalistin oder eben auch Visionärin zu sein eine wertvolle Eigenschaft ist, kannst du das auch genau so kommunizieren. Wichtiger als die Nische ist es dann, dich zu positionieren und eben auch deine Positionierung zu finden – und glasklar nach außen zu bringen.

 

Wie ist das bei dir? Bist du der Typ für Nische oder nicht? Was könnte deine Message sein?

 

Trag dich hier in die Liste ein und finde mit Hilfe unserer Roadmap heraus, wo du stehst und was deine nächsten Schritte sind.

 

Wenn du deine Nische präzisieren und auf dieser für dich stimmigen Nische ein tragfähiges Business aufbauen (oder dein bestehendes Business besser auf dich anpassen) möchtest, komm in „Mama goes and grows business“. Komm jetzt auf die Interessenten-Warteliste und verpasse die nächste Öffnung nicht: klick

9 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Irene am 7. April 2019 um 23:30

    Liebe Lena,
    vielen Dank für diesen inspirierenden Artikel. Ich bin wohl eine typische „Scanner-Persönlichkeit“ 🙂 und habe deshalb lange nicht gewusst, was für mich das Richtige ist. Jetzt habe ich eingesehen, dass es meine Werte sind, die mich ausmachen, und meine Sicht auf die Welt hoffentlich dann auch andere Gleichgesinnte anspricht. Und aus diesem Blickwinkel heraus traue ich mich jetzt auch an meinen eigenen Blog und dann hoffentlich ans Business ran. Diesen Beitrag speichere ich mir auf jeden Fall – für die Tage an denen ich an meinem USP zweifle 🙂
    Liebe Grüße
    Irene

    • Veröffentlicht von Lena am 8. April 2019 um 12:51

      Sehr gerne, liebe Irene! Ich glaube, dass das nicht nur für Scanner gilt – aber da fällt es natürlich besonders auf. Dein USP bist du 🙂

  2. Veröffentlicht von Manu am 8. April 2019 um 12:49

    Danke für den Artikel, liebe Lena! Ich fühle mich sehr angesprochen 🙂

    • Veröffentlicht von Lena am 8. April 2019 um 12:50

      Von Herzen gerne – und ja, das glaube ich 😉

  3. Veröffentlicht von Manu am 8. April 2019 um 12:50

    Danke für diesen Artikel, liebe Lena. Ich fühle mich sehr angesprochen 🙂 Den Nordstern finde ich sehr hilfreich!

  4. Veröffentlicht von Verena am 2. Mai 2019 um 16:05

    oh wie mir das aus der Seele gesprochen hat – ich bin auch ganz fleißig den typischen Regeln gefolgt und hatte aber auch immer das Gefühl, dass sich das nicht so ganz stimmig anfühlt. Jetzt öffnen sich ganz neue Türen in meinem Leben und ich frage mich, wie ich das alles mit meinem Online Business verbinden kann und da hat mir dein Artikel nicht nur gut getan, sondern mir auch einen schönen, neuen Gedankenanstoß gegeben.
    Liebe Grüße
    Verena

    • Veröffentlicht von Lena am 2. Mai 2019 um 16:12

      Das freut mich sehr, liebe Verena !
      Lieben Gruß
      Lena

  5. […] Das ist übrigens auch damit gemeint, wenn dir jemand sagt, du sollst deine Nische finden. […]

  6. Veröffentlicht von Sue am 21. Februar 2023 um 00:06

    Danke ,deine Stimme und die ganzen Infos machen Lust auf mehr danke 🤩

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