Das eigene Leben steuern

Der familienleichte Podcast: 008 und 009 – mit Svenja Walter (meineSvenja)

Teil 1

Teil 2

Svenja Walter von “meineSvenja” hatte mich vor Jahren auf einer Bloggerkonferenz mit dem Satz “Bloggen ist gelebter Feminismus” sofort “gehabt”. Das lange Interview geht in die Tiefe mit einer Frau, die schon seit vielen Jahren Offline- und Online-Unternehmerin ist.
Wir sprechen über Business- und auch Lebensthemen:
– Introvertiert – extrovertiert – der eigene Stil und die Art des Arbeitens
– Berufung: Wie findet man die eigene Richtung?
– Die optimale Gestaltung des Tagesablaufs und die verschiedenen Phasen des Lebens
– Das eigene Leben steuern

www.meinesvenja.de

www.freilern-blog.de/bloggen-ist-angewandter-feminismus/

familienleicht.de/die-politische-bedeutung-von-bullerbue-bildchen-auf-instagram-vom-blick-ueber-den-tellerrand/

Blogbeitrag der Folge:

Interview mit Svenja Walter

Themen des Interviews:

  • Die Überforderung bei Frauen, Preise für ihre Produkte zu nennen
  • Online-Selbständigkeit als Mutter
  • Anlaufzeit für ein Online-Business
  • Planung eines Online-Business: Strategie und Produkte – wie soll das Geld reinkommen?
  • Introvertiert – extrovertiert – der eigene Stil und die Art des Arbeitens
  • Berufung: Wie findet man die eigene Richtung?
  • Die optimale Gestaltung des Tagesablaufs und die verschiedenen Phasen des Lebens
  • Eltern werden und Persönlichkeitsentwicklung
  • Das eigene Leben steuern

Sven ja ist zurzeit 47 Jahre alt, lebt in München, ist verheiratet und Mutter von 2 Kindern. Sie war in ihrem ganzen Leben noch keinen Tag lang irgendwo angestellt.

Svenja ist seit 11 Jahren Bloggerin und hat eine große Community von Lesern. Sie hat in der Vergangenheit an der Journalistenschule von RTL das Bloggen unterrichtet und bietet mittlerweile eigene Onlinekurse zum Thema Bloggen, Pinterest, Instagram, Videoschnitt und Grafikdesign mit Canva an.

Werdegang

Svenja war schon immer selbständig. Sie hat in Paderborn Germanistik studiert, aber es kam nach dem Studium für sie nicht in Frage, nach einer festen Anstellung zu suchen. Sie spricht im Interview darüber, wie sie sich das Arbeiten immer vorgestellt hatte – nämlich so, dass sie jeden Tag selbst entscheiden kann, was sie macht, anstatt Dinge auszuführen, die ihr aufgetragen werden. Als sie wahrnahm, dass ihre Studienkollegen und -Kolleginnen alle Festanstellungen anstrebten, wie z. B. in einem Verlag, wurde ihr diese Tatsache erst richtig bewusst und ihr war klar, dass sie etwas Eigenes machen musste, um diesen Freiheitsaspekt leben zu können.
Bevor Svenja Kinder bekam, war sie freiberufliche Werbetexterin und hatte eine kleine Textagentur. Das konnte sie dann aber als Mutter nicht mehr weitermachen, da es schwierig wurde, Deadlines einzuhalten. Sie fing dann an, mit ihrem Mann zusammenzuarbeiten, der Beratungen im Bereich Storytelling machte und sie arbeitete hinter den Kulissen in Backoffice und Buchhaltung mit, erstellte Präsentationen und noch einiges mehr. Nebenbei begann sie mit dem Bloggen.

Onlineselbständigkeit und Mutter-Sein

Svenja arbeitete von zuhause aus und hatte, als die Kinder klein waren, Hilfe bei der Kinderbetreuung durch Familienangehörige und Kindermädchen. Später gingen die Kinder in den Kindergarten.
“Bloggen ist angewandter Feminismus.”

Bloggen ist etwas, was insbesondere Frauen viele neue Möglichkeiten eröffnet hat. Davor gab es noch nicht so viel, was man gut von zuhause aus machen konnte, zumindest kannte man allgemein noch nicht so viele Möglichkeiten. Man konnte schlechtbezahlte “Heimarbeit” machen und z. B. Dinge zusammennähen oder zusammenschrauben oder Volkshochschulkurse geben. Mittlerweile gibt es total viele Möglichkeiten – trotzdem ist es nicht so, dass man ein Online-Business mal eben so aus dem Boden stampfen kann.

Anlaufzeit einplanen!

Svenja ist seit 11 Jahren im Online-Business, sie hat ganz verschiedene Sachen gemacht und gelernt, wie z. B. Suchmaschinenoptimierung, Pinterest und YouTube. Svenja sagt, dass es dauert, sich eine Community und Leserschaft aufzubauen. Im Interview spricht sie darüber, wie sich der Aufbau ihrer Follower entwickelt hat und was sie dafür getan hat.
Den Durchbruch hatte sie mit einem Thermomix-Kochbuch.
Man sollte nicht blauäugig daran gehen und auf jeden Fall eine Anlaufzeit einplanen. Es geht auch darum, gefunden zu werden. Sie sagt, dass viele Leute heute denken, man baut in ein paar Wochen ganz schnell ein Online-Business auf. Im Prinzip geht es darum, über verschiedene Plattformen und Kanäle Follower zu bekommen und diese auf die eigene Website zu bekommen, damit sie die Produkte kaufen. Aber man muss auch jede Plattform kennen und sich mit dem jeweils optimalen Umgang auskennen. Und das ist ja bei jeder Plattform anders: Wie gestaltet man die Überschriften, wie setzt man Untertitel etc., außerdem muss man technikaffin sein, Probleme lösen können, sich mit Schnittprogrammen auskennen und einfach einen langen Atem haben. Manchmal ändert sich die Videoauflösung oder man hat Tonprobleme, und dann muss man wissen, was man machen soll und man muss wirklich bereit sein, Lösungen zu finden und ständig dazuzulernen.
Svenja hat ihr eigenes YouTube-Studio im Keller mit einem extra Hintergrund für Instagram Live, sie hat vier verschiedene Mikrofone, verschiedene Lichter und Softboxen. Und natürlich verschiedene Kameras.
Wer das Wissen über die unterschiedlichen Plattformen hat, hat wenig Probleme, sichtbar zu werden.

Wenn man anfängt zu bloggen, dann ist man davon aber erstmal meilenweit entfernt, dann man ist erstmal dabei, überhaupt den eigenen Stil zu finden. Aber man muss wirklich das gesamte Handwerk beherrschen und nicht einfach nur schön schreiben – und das dauert seine Zeit.

Strategie und Produkte – wie soll das Geld reinkommen?

Es ist wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, wie viel Geld man braucht und verdienen will, welche Produkte man dann anbietet und was sie kosten sollen.
Svenja ist bereits an einem Punkt, wo sie so viele Follower und Leser hat, sodass es nicht mehr die Frage ist, welche Produkte sie erstellen soll, weil sie auf jeden Fall gekauft werden. Der Weg dahin hat aber lange gedauert und sie hat vieles ausprobiert. Sie musste auch lernen, vor der Kamera zu sprechen, wie man ein Buch erstellt und wie man mit Verlagen zusammenarbeitet.

Introvertiert – extrovertiert – der eigene Stil und die Art des Arbeitens

Svenja hat gemerkt, nachdem sie viel Kundenberatung gemacht hat, in der Journalistenschule das Bloggen unterrichtet hat und viel Geld mit beidem verdient hat, dass sie trotzdem eigentlich eher introvertiert ist und lieber zuhause für sich arbeitet und dabei auch gern alleine ist. Deswegen arbeitet sie jetzt nicht mehr so viel mit Kunden direkt, sondern hat ihren Schwerpunkt darauf gelegt, Onlinekurse aus verschiedenen Bereichen ihres breiten Wissens zu erstellen und zu verkaufen, Videos zu machen und weiterhin im Internet zu schreiben.

Damit erreicht sie mehr Leute, verdient etwas weniger, aber ist glücklicher, dann das liegt ihr mehr. Es fällt ihr leicht, fühlt sich leicht an und sie müht sich dabei nicht so ab.

Berufung: Wie findet man die eigene Richtung?

Man muss wissen, welchen Nutzen man bieten kann. Man muss nicht von Anfang an die eigene Berufung kennen, denn das kommt auf einen zu, wenn man anfängt, den leichten Weg zu gehen und nach den eigenen Talenten zu handeln.
Mann soll sich Gedanken darüber machen, wo man wirklich hin will und wie man leben will.
Da wir in einer Gesellschaft aufwachsen, wo alle Talente und aller Enthusiasmus gleich zunichte gemacht werden, ist das allerdings nicht immer einfach.

Svenja macht alles alleine und das ist viel Investition an Zeit und Arbeit. Sie möchte nun gerne mehr Zeit haben zum Schreiben und um ihren Garten und das Leben an sich zu genießen.
Sie hat gemerkt, dass nicht alles, was sie kann und womit sie Geld verdienen kann, sie auch glücklich macht und erfüllt. Man wird zu schnell darauf festgenagelt.

Sie hat aber auch erkannt, dass man trotzdem jederzeit alles ändern und eine andere Richtung einschlagen kann.

Die optimale Gestaltung des Tagesablaufs und die verschiedenen Phasen des Lebens

Die meisten Leute sind es gar nicht gewohnt, sich überlegen zu können, wie man sich den eigenen Tag gestaltet. Es geht von der Schule in Ausbildung oder Studium und dann in den Beruf.

Bei der Selbständigkeit, wenn man viele Beratungstermine mit Kunden hat, ist es vom Tagesablauf her schon ähnlich wie bei einer Vollzeitarbeit, auch wenn man es von zuhause aus macht, denn man muss von Termin zu Termin und die Zeit ist verplant. Schnell hat man trotz Selbständigkeit wieder ein selbstkreiertes Hamsterrad.

Svenja erzählt über ihren eigenen Tagesablauf, über ihre optimalen Arbeitszeiten und wie sie auf ihren Energiehaushalt achtet, sie spricht über Schlafpausen, gesunde Ernährung und Sport am Abend.
Und sie erwähnt ihre Definition der “Jahreszeiten des Lebens”. Sie erzählt, wie sie die verschiedenen Lebensphasen in Jahreszeiten einteilt. Sie selbst geht vom Sommer des Lebens in den Herbst. Vom Alter her und auch vom Mindset her. Sie ist sehr gerne zuhause. Im Sommer ist man viel mit anderen zusammen, kommuniziert viel und geht viel nach außen – im Herbst wird es etwas ruhiger und man zieht sich mehr zurück. Sie sagt, der Herbst des Lebens tut den Frauen gut. Der Sommer des Lebens war bei ihr auch ihre Kindererziehungszeit, wo sie am wenigsten Zeit für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse hatte.

Momentan macht sie sich immer mehr frei von Terminen, arbeitet mehr für sich und weniger direkt mit Kunden.

Eltern werden und Persönlichkeitsentwicklung

Wenn die Kinder größer sind, trauen sich oftmals Frauen, die vorher sehr erfolgreich waren, viel weniger zu und wissen gar nicht, was sie überhaupt arbeiten sollen.

Man lernt mit den Kindern, weniger egoistisch zu sein und sich zurückzustellen.

Svenja sagt, nachdem man Kinder bekommen hat, macht es wenig Sinn, als Angestellte in ein Unternehmen zurückzugehen, weil man ja auch trotzdem in der Nähe der Kinder sein will. Deswegen versteht sie, dass sich viele Mütter selbständig machen wollen.

System und Elternzeitregelungen stören Svenja: „Warum muss ich im Monat X entscheiden, ob ich in die Arbeit zurückkomme? Vielleicht ist der Monat für mich total falsch!” Sie möchte sich in der Hinsicht überhaupt nicht fremdbestimmen lassen. Sie glaubt, dass die Mehrheit sich an einer komplett falschen “Sicherheit” festhält. Und das fängt mit dem Schulsystem an, wo man seelisch zurechtgebogen wird, sobald man eigene Meinungen und Interessen hat oder nicht stillsetzen kann. Ab da geht es mit dem Selbstbewusstsein abwärts. Und wenn man dann in so einem System Kinder bekommt – kein Wunder, dass dann viele Frauen denken, sie sind nichts wert und sich nichts trauen. Das liegt an falschen Mustern und Glaubenssätzen, die man aufgrund der Gehirnwäsche durch falsche Prägung aufgebaut hat. Aber daraus kann man sich ja befreien!

Das eigene Leben steuern

Es ist kein Weltuntergang, wenn man zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht in die Firma zurück will, und klar findet man auch wieder einen anderen Job zu einem späteren Zeitpunkt. Man kann die Planung selbst in die Hand nehmen. Es gibt keine Sicherheit, jederzeit können Veränderungen eintreten.
Wenn man sich selbständig machen will, sollte man sich eine Strategie überlegen und genügend Zeit einplanen, weil man sich viele Dinge aneignen muss.

Es geht auch darum, etwas zu essen, was einem Energie gibt, vor allem frische Sachen, damit man fit bleibt! Gesundes Essen ist wichtig und immer mehr Frauen greifen zu Fertiggerichten, die auf Dauer schlapp machen.

Man muss Leben mit den Medien auf jeden Fall steuern:
Auch mal nicht online gehen, denn es kostet wertvolle Zeit, einfach so in den Medien unterwegs zu sein.
Bloggen bedeutete mal, die Freiheit zu haben, zu sagen, was man denkt. Heute ist es oft die Sucht nach Aufmerksamkeit und es geht mehr um die Reichweite und weniger darum, jemandem wirklich Nutzen zu bieten oder eine Message zu haben. Svenja lehnt es ab, Follower zu kaufen und für Firmen zu bloggen und sie sagt, dass man sich damit den eigenen Algorithmus kaputtmacht. Svenja befürwortet langsames Wachstum und organische Reichweite durch authentische Beiträge.
Die Leute haben mittlerweile auch eine kürzere Verweildauer bei Beiträgen. Aber wenn man verlässlich und zuverlässig eine längere Zeitspanne lang auftritt, dann merkt sich das der Algorithmus. Dann ist auch eine kleine Auszeit kein Desaster. Man darf sich nicht verrückt machen lassen von neuen Trends.

Das Internet ist ein Werkzeug, was man händeln muss, denn es hat ein wahnsinniges Suchtpotenzial und es macht auch was mit der Jugend. Junge Leute genauso wie Erwachsene sollten das Internet viel mehr nutzen, um interessante Sachen zu lernen, anstatt nur zu konsumieren und drin herumzuscrollen. Svenja sagt, man kann sehr schnell in die “Konsumenten-Schiene” rutschen im Umgang mit dem Internet, statt es sinnvoll für sich zu nutzen, sich weiterzubilden und die ganzen Chancen zu ergreifen, die es bietet. Es ist viel schwieriger, in die Contencreater-Position zu gehen als zu konsumieren. Sie sagt aber, dass es mit dem Angestelltensein ähnlich ist, da konsumiert man auch die Anweisungen vom Chef und abends setzt man sich vor den Fernseher und im Urlaub fährt man immer an den gleichen Ort – auch im realen Leben gibt es diese Konsumhaltung.

Es geht hier um die innere Haltung, wie im realen Leben auch, und das Internet sinnvoll für sich zu nutzen. Man muss auf sich aufpassen und man sollte immer wieder ausbrechen aus dieser Konsumhaltung. “Falsche Sicherheit sollte einen nicht von einem Ausbruch abhalten.” “Es ist wichtig, immer wieder neues Land zu erobern und Dinge zu tun, die der Seele guttun – das Leben ist sonst viel zu schnell vorbei!”

Vernetzung im Internet ist toll und man findet in der Regel mehr Gleichgesinnte als vor Ort. Aber auch mit der Vernetzung muss man aufpassen und sich nur so viel vernetzen, wie es einem gut tut und wie man Kapazität hat, um eben auch Aufmerksamkeit für das Leben um sich herum zu haben.

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